4 Fahrräder für World Bicycle Relief am Fundraisingtag Berlin-Brandenburg
Zusammenfassung der Keynote von RaiseNow & World Bicycle Relief am Fundraisingtag Berlin-Brandenburg 2025
„Wer hätte gedacht, dass aus einer kurzen Live-Demo gleich vier Fahrräder für World Bicycle Relief (WBR) werden?“ Mit diesem Satz schloss Fabian (RaiseNow) seinen Vortrag gemeinsam mit Eva Danner von WBR beim Fundraisingtag in Berlin-Brandenburg ab – begleitet von Applaus im Publikum und sichtbarer Freude bei Eva. Eine kleine Testaktion im Rahmen des Vortrags „Aus Daten werden Spenden – Die Fundraising-Studie 2025 und das Potenzial von Community Fundraising“ verwandelte sich in eine eindrucksvolle Demonstration dessen, was Community Fundraising bewirken kann.
Doch von vorne: Wie werden aus einem Vortrag vier Fahrräder? Nicht durch Zauberei, sondern durch das Prinzip von Community Fundraising. Wie das funktioniert und welche zentralen Trends das Fundraising aktuell prägen, verdeutlichten Fabian und Eva anhand der Ergebnisse der Digitalen Fundraising Studie 2025, die RaiseNow beim Fundraisingtag vorstellte.
Für alle, die nicht dabei waren, folgt hier die Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse – von datenbasiertem Fundraising bis zur strategischen Bedeutung von Community.
Wer ist World Bicycle Relief?
Für viele Menschen in ländlichen, einkommensschwachen Regionen sind die eigenen Füße das einzige Fortbewegungsmittel. Große Distanzen machen selbst alltägliche Aufgaben – etwa den Weg zur Schule, zur Arbeit, zum Gesundheitszentrum oder den Transport von Waren – zu großen Herausforderungen. World Bicycle Relief begegnet diesem Problem mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Lösung: stabilen, langlebigen Fahrrädern. Mit dem sogenannten Buffalo-Fahrrad, das speziell für unwegsames Gelände und den Transport schwerer Lasten entwickelt wurde, erhalten Menschen neue Mobilität und können ihr Leben aus eigener Kraft voranbringen.
Besonderes Augenmerk liegt bei WBR auf Mädchen und Frauen, die durch eingeschränkten Zugang zu Bildung, Gesundheit und Beruf besonders benachteiligt sind. Rund 70 % der Räder gehen daher gezielt an sie. Damit die Wirkung nachhaltig bleibt, bildet WBR vor Ort Mechaniker:innen aus und baut Buffalo-Shops auf, die für Wartung und Ersatzteile sorgen. So entstehen Arbeitsplätze und die Fahrräder bleiben langfristig einsatzfähig.
Teil I: Von den Daten in die Praxis
Die Fundraising-Studie 2025 liefert eine Vielzahl an Erkenntnissen über das digitale Spendenverhalten. Fabian und Eva zeigten, wie sich die Zahlen auf die tägliche Praxis übertragen lassen – und wie wichtig Ehrlichkeit, Nutzerfreundlichkeit und Community-Ansätze für nachhaltigen Erfolg sind.
Wiederkehrende Spenden bleiben stabil
Die Daten: Wiederkehrende Spenden machten 2024 8,6 % des Online-Gesamtspendenvolumens aus. Besonders große Organisationen profitierten davon mit einem Anteil von 11,5 %, während mittlere auf 1,7 % und kleine sogar nur auf 0,4 % kamen. Das liegt vor allem an den vorhandenen Ressourcen: Große Organisationen* können in Retention-Strategien investieren und technische Möglichkeiten wie anpassbare Spendenformulare oder Voreinstellungen für wiederkehrende Spenden nutzen. Kleine und mittlere Organisationen sind stärker auf einmalige Spenden angewiesen.
In der Praxis: WBR gewann 2024 13 % ihres Online-Gesamtspendenvolumens über wiederkehrende Spenden - leicht über den Durchschnitt. Laut Eva beruhen langfristige Spenden auf Vertrauen: Organisationen müssen Wirkung zeigen – durch ehrliches Storytelling aus den Projektländern, durch konsistente Kommunikation und durch den Mut, keine überinszenierten Geschichten zu erzählen. „Ehrlichkeit schafft Verbundenheit mit dem Anliegen“, so ihr Fazit.
Spendenhoch zum Jahresende
Die Daten: Dezember und November bleiben die mit Abstand stärksten Monate für digitales Fundraising: 15,7 % des Volumens entfielen 2024 auf den Dezember und 10,6 % auf den November. Vor allem große Organisationen profitieren davon überproportional, da sie das emotionale Momentum mit geplanten End-of-Year-Kampagnen, größerem Budget, Reichweite und starker Markenbekanntheit systematisch nutzen können. Kleinere Organisationen verpassen dieses Potenzial häufig – nicht aus Mangel an Relevanz, sondern schlicht aus Ressourcengründen.
In der Praxis: Dass konsistente Kommunikation große Wirkung entfalten kann, zeigte WBR: 37,9 % der jährlichen Online-Spenden stammen aus der Jahresendkampagne. Das ist Fluch und Segen zugleich, so Eva Danner – sollte in der Jahresendkampagne etwas schiefgehen oder nicht gut laufen, ist die Finanzierung für das nächste Jahr in Gefahr. Dennoch betont sie die Bedeutung solcher Kampagnen: Erfolgsfaktoren waren eine Spendenverdoppelung durch Großspender:innen zum Kampagnenstart, wöchentliche E-Mails mit erzählerischen Inhalten, interaktive Aktionen von Botschafter:innen sowie weitere Verdoppelungen an Giving Tuesday und Jahreswechsel. Die konsistente Kommunikation führte zu starken Ergebnissen.
Mobile Spenden dominieren
Die Daten: Mehr als die Hälfte aller Online-Spenden – konkret 53,8 %– kamen 2024 über mobile Endgeräte. Doch während mobil häufiger, aber in kleineren Beträgen gespendet wird, erfolgen am Desktop weniger Transaktionen, dafür größere und bewusst geplante Spenden. Für Organisationen bedeutet das, ihre Formulare und Touchpoints sowohl für Mobile als auch für Desktop zu optimieren.
In der Praxis: Die Richtmarke bei mobilen Spenden ist Online-Shopping, betont Eva. Spenden muss schnell und einfach funktionieren – gerade am Smartphone. Wenn Spender:innen zum Beispiel über Social-Media-Ads auf die Spendenseiten gelangen, erwarten sie die gleiche Leichtigkeit wie beim Bezahlen in Online-Shops. Nutzerfreundlichkeit, übersichtliches Webdesign, einfache Spendenformulare, schnelle Zahlungsoptionen, sofortige Bestätigungen und konsistente Follow-up-Kommunikation sind zentral. Nur wenn der gesamte Prozess reibungslos funktioniert, bleiben Spender:innen an Bord. Bei WBR lag der Anteil der Desktop-Nutzer:innen in 2025 knapp über 50 % – mit sinkender Tendenz.
Mehr Daten & praktische Tipps von Fundraising-Expert:innen gibt es in der Digitalen Fundraising Studie 2025 zu lesen!
Teil II: Community Fundraising – Empowerment statt Akquise
Herausforderungen für NPOs bestehen – das zeigt die Fundraising Studie deutlich. In Zeiten wirtschaftlicher Anspannung, globaler und lokaler Krisen, abnehmender Reichweite klassischer Kommunikation, sinkender Spendenbereitschaft und schwindenden Vertrauens in NPOs ist Community Fundraising wertvoller denn je. Eva betont ihr Verständnis für diese Herausforderungen, während zustimmendes Nicken aus dem Publikum kommt.
Eine wichtige Ergänzung für WBR ist es daher, Community Fundraising als relevanten Spendenkanal zu nutzen. WBR setzt bereits seit einigen Jahren auf Community Fundraising – auch bekannt als Peer-to-Peer-Fundraising.
Was heißt Community Fundraising?
Community Fundraising macht aus passiven Spender:innen aktive Mitstreiter:innen. Sie werden zum Sprachrohr der Organisation – mit ihrer eigenen Geschichte, ihrem Netzwerk und ihrer Motivation. Community Fundraising beschreibt eine Form des Fundraisings, bei der Unterstützer:innen selbst aktiv werden, um Spenden im Namen einer Organisation zu sammeln. Sie organisieren eigene Aktionen, setzen persönliche Anlässe in Szene oder nutzen Events, um Spendenaufrufe zu starten – digital, sichtbar und wirkungsvoll.
Mit Community Fundraising ist viel möglich: Soziales Engagement wird leicht gemacht – von Sport-Challenges (Spendenläufe, Triathlon, Wanderungen) über Geburtstagsaktionen („Ich wünsche mir Spenden statt Geschenke“), Jubiläen und persönliche Anlässe (Hochzeit, Firmenfeier, Ruhestand) bis zu Employee-Giving, Produktverkäufen und Charity-Shops, Ticketverkauf für Veranstaltungen, Crowdfunding (mit definiertem Ziel) und Crowdvoting (ohne finanzielles Engagement).
Beispiele für erfolgreiches Community Fundraising bei WBR
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The Longest Ride: Zwei junge Frauen radeln durch den amerikanischen Kontinent, erzählen ihre Geschichte auf Social Media und mobilisieren 269 Unterstützende, die gemeinsam 25.000 Euro spenden.
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The Alt Tour: Ein Profisportler fährt die Strecke der Tour de France als eigenes Projekt. 7.211 Unterstützende tragen insgesamt 613.479 Euro bei – eine Aktion, die kurz nach Corona die Sehnsucht nach Gemeinschaft aufgriff.
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60. Geburtstag: Eine private Feier wird zur Spendenaktion. 19 Unterstützende geben zusammen 1.597 Euro. Hier steht weniger die Summe im Vordergrund als die Erkenntnis, wie Gemeinschaft im Kleinen Wirkung entfaltet.
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Schulen: Besonders wichtig für WBR sind Schulaktionen. Das FLG Gymnasium sammelte mit Unterstützung eines ganzen Ortes 6.291 Euro – und sorgte nebenbei für große Medienaufmerksamkeit.
Was bedeutet der Begriff „Community“ für WBR?
Eva: „Für WBR hat der Begriff Community zwei Seiten – die glänzende Fundraising-Community und die Communities in unseren Programmländern. Das Fahrrad verbindet Menschen. WBR arbeitet oft mit leidenschaftlichen Sportler:innen und Radsportgruppen zusammen – egal ob sie auf virtuellen Plattformen trainieren oder ganze Kontinente durchqueren. Community bedeutet hier: etwas gemeinsam tun und Erfolge als Gruppe feiern. Und dann gibt es die Communities in unseren Programmländern: Genau dafür macht WBR all das. Wir dürfen nie aus dem Blick verlieren, warum wir hier (am Schreibtisch) sitzen. Diese lokalen Communities sind stark und beeindruckend – geprägt von Zusammenhalt, (Fahrrad-)Teilen und gegenseitigem Vertrauen.“
Wie wichtig ist Community Fundraising für WBR?
Eva: „Wichtiger, als ursprünglich gedacht. WBR hat begonnen, die eigenen Daten genauer zu analysieren und sieht, dass Peer-to-Peer-Fundraising (P2P) bzw. Community Fundraising einen erheblichen Anteil der Spenden ausmachen. Viele Unterstützer:innen spenden nicht direkt an WBR, sondern an eine bestimmte Person oder Geschichte. Das ist eine Chance, die Ansprache und langfristige Bindung dieser Spender:innen gezielt zu verbessern.“
Was P2P-Fundraising in Spendenzahlen bedeutet, zeigt WBR in zwei Grafiken: einmal die Spendeneinnahmen (online & offline) in Deutschland inklusive Großspenden und Stiftungsgeldern, und einmal die Spenden (online & offline) ausschließlich von Privatpersonen – ohne Stiftungsgelder und Firmenspenden.
Weitere Fragen zu Community Fundraising beantwortet Eva in einem Interview in der RaiseNow Fundraising Studie 2025 !
Die Live-Demo am Fundraisingtag
Zum Abschluss des Vortrags – und um die Wirkung live zu zeigen – startete Fabian eine eigene Community Fundraising Aktion. Das Ziel war klar und greifbar: 147 Euro, der Preis für ein Fahrrad. RaiseNow versprach, den Betrag zu verdoppeln. Ein QR-Code leuchtete auf der Leinwand, und wer wollte, konnte auch einfach den Link per WhatsApp oder Social Media teilen.
Was dann passierte, war der Moment, in dem Theorie zu Praxis wurde. Langsam tröpfelten die ersten Beträge ein, der Spendenbalken kroch nach vorne. Live-Kommentare tauchten in Echtzeit auf – kleine Nachrichten, große Wirkung. Bei 147 Euro war längst nicht Schluss. Die Energie im Saal trug die Aktion weiter. Aus einem Fahrrad wurden zwei, mit eine Summe von 346 Euro live vor Ort! Mit der Verdoppelung durch RaiseNow stand fest: Aus einer Demo war eine echte Spendenaktion geworden, die 4 Fahrräder für WBR ermöglichte. Ein greifbares Ergebnis – und eine Szene, die zeigt, worum es bei Community Fundraising geht: Empowerment statt Akquise. Wenn Menschen ihre Begeisterung teilen und andere aktivieren, entsteht aus einer Idee Bewegung.
Vielen Dank an alle Spender:innen & an die Vortragenden!
*Die 7.194 berücksichtigten Organisationen wurden in drei Gruppen eingeteilt – basierend auf ihrem kombinierten Spendenvolumen der Jahre 2023 und 2024:
- Kleine Organisationen: Weniger als 20k Spendenvolumen in 2023 und 2024 66,1 % der Organisationen
- Mittlere Organisationen: Zwischen 20k und 50k Spendenvolumen in 2023 und 2024 22,4 % der Organisationen
- Große Organisationen: Mehr als 50k Spendenvolumen in 2023 und 2024 11,4 % der Organisationen