Natur & Umwelt

Madrids grüne Stadtmauer - Ein Vorzeigeprojekt für Umwelt- & Klimaschutz

Sophie By Sophie Sep 28, 2023
Olivenbäume sollen in Madrid unter anderem gepflanzt werden

In Madrid entsteht derzeit ein einzigartiges Umweltschutzprojekt. Die Stadt, die Heimat für über sechs Millionen Menschen ist, wird von einer 75 Kilometer langen, grünen Stadtmauer umgeben sein. Diese soll nicht nur CO2 speichern und die sommerliche Hitze mildern, sondern auch neue Arbeitsplätze schaffen.

Vom historischen Schutzwall zum grünen Klima-Schutzwall

Das Projekt "Wald der Metropolregion" nimmt die historische Idee von Stadtmauern auf, überträgt diese allerdings in eine umweltfreundliche Initiative. Solarpunk in der Praxis quasi. Anstatt Stein und Mörtel zu verwenden, wird hier ein Wald gepflanzt, der die ganze Stadt umgeben soll. Dabei wird er keine glatte Grenze formen, sondern vielmehr Brachflächen mit vorhandenen Parks und Wäldern verbinden. Dies schafft einen natürlichen Lebensraum für die Tierwelt der Region.  Auch begrünte begrünte Autobahnbrücken sollen die Wanderung von Tieren zwischen den Wäldern ermöglichen.

175.000 Tonnen CO2 sollen gespart werden

Madrid, eine Stadt, die im Sommer unter intensiver Hitze und schlechter Luftqualität leidet, plant dieses Projekts bis 2032zu realisieren. Jährlich sollen bis zu 175.000 Tonnen CO2 gespeichert werden. Rund 500.000 neu gepflanzte Bäume sollen eine natürliche Isolationsschicht bilden und die sommerlichen Höchsttemperaturen im Wald im Schnitt um 4 Grad senken.

Der Stadtwald um Madrid

 

Die Hitzeproblematik in Madrid

Madrid steht im Sommer regelmäßig vor erheblichen Herausforderungen aufgrund extremer Temperaturen. In den Sommermonaten erreichen die Temperaturen häufig Werte um die 40 Grad Celsius. Diese intensiven Hitzewellen setzen nicht nur der Umwelt und der Infrastruktur der Stadt zu, sondern beeinträchtigen auch massiv die Lebensqualität und Gesundheit der Bevölkerung. Die Kombination aus Hitze und schlechter Luftqualität – vor allem bedingt durch hohe Verkehrsemissionen – verstärkt zudem gesundheitliche Probleme, von Atembeschwerden bis hin zu Hitzeschlag. Das betrifft insbesondere ältere Menschen und Kinder.

Der Hitzestress & seine Folgen

Diese Hitzeperioden führen zu einer erhöhten Belastung für Mensch und Natur, dem sogenanntem Hitzestress. Dieser Begriff bezeichnet die Belastung, die entsteht, wenn hohe Temperaturen auf einen Mangel an kühlenden Faktoren wie Schatten oder Wind treffen. Insbesondere in städtischen Gebieten, wo Beton und Asphalt die Sonnenstrahlen absorbieren und zurückstrahlen, entsteht ein sogenannter Urban Heat Island-Effekt, der die Temperaturen in der Stadt zusätzlich erhöht.

Was ist der UHI-Effekt?

Der Urban Heat Island-Effekt (UHI-Effekt) bezeichnet das Phänomen, dass es in städtischen Gebieten tendenziell wärmer ist als in den umgebenden ländlichen Gebieten. Dies liegt an der Konzentration von Gebäuden, Straßen und anderen infrastrukturellen Elementen, die Sonnenlicht absorbieren und Wärme speichern.

Maßnahmen gegen die Hitze

Angesichts dieser Herausforderungen hat sich die Stadt Madrid dazu entschieden, innovative und nachhaltige Lösungen zur Bekämpfung der sommerlichen Hitze zu entwickeln. Der „Wald der Metropolregion“ ist eine solche Lösung. Die 500.000 Bäume bieten Schatten, reduzieren die Reflektion der Sonnenstrahlenvon den Straßen und Gebäuden und erzeugen Sauerstoff. Zudem tragen sie dazu bei, die Stadtluft zu kühlen, indem sie Feuchtigkeit freisetzen, die beim Verdunsten Kühle erzeugt. So wird die sommerliche Hitze erheblich gemildert, was zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität der Stadtbewohner und Tiere führt.

Wirtschaftliche Vorteile des Projekts

Der "Wald der Metropolregion" ist nicht nur ein Umweltprojekt, sondern auch ein erheblicher wirtschaftlicher Impuls für die Region. Mit einer Investition von 75 Millionen Euro werden neue Arbeitsplätze geschaffen und die regionale Wirtschaft nachhaltig angekurbelt.

Grünes Madrid - ein Palast

 

Neben der Forstwirtschaft und dem Landschaftsbau profitieren auch wissenschaftliche Felder von diesem Projekt. Umweltwissenschaftler:innen und -techniker:innen werden damit beauftragt, das Projekt nachhaltig und umweltfreundlich zu gestalten. Sie arbeiten Hand in Hand mit Ökologen, die die Auswirkungen des Projekts auf die lokale Flora und Fauna kontinuierlich überwachen und bewerten.

Darüber hinaus schafft das Projekt Arbeitsplätze im Bau- und infrastrukturellen Sektor. Ingenieur:innen und Techniker:innen, die an der Planung und Umsetzung von begrünten Brücken und anderen infrastrukturellen Elementen des Projekts arbeiten, sind unerlässlich, um den Erfolg und die Nachhaltigkeit des Vorhabens zu gewährleisten.

 360 Grad Nachhaltigkeit mit dem „Plan Madrid 360“

Das Projekt ist Teil des „Plan Madrid 360“, welcher eine umfassende Strategie für den Umweltschutz und der Steigerung der Lebensqualität darstellt. Zu den Maßnahmen gehören autofreie Straßen, Tempo 30 auf einspurigen Straßen in Städten und die aktive Einbeziehung der Bürger:innen in nahezu alle Projekte.

Das sind die Kernaspekte des „Plan Madrid 360“

Der „Plan Madrid 360“ ist ein ganzheitlicher Ansatz, um die Lebensqualität in der spanischen Hauptstadt nachhaltig zu verbessern. Zu den Kernfaktoren des Plans zählen:

  • Umweltschutz: Im Herzen des Plans steht der Schutz der Umwelt. Der „Wald der Metropolregion“ ist nur eines der vielen Projekte, die im Rahmen dieses Plans umgesetzt werden. Durch die Reduzierung der Treibhausgasemissionen und die Verbesserung der Luftqualität legt der Plan einen soliden Grundstein für ein nachhaltiges urbanes Leben.
  • Mobilität: Der „Plan Madrid 360“ beinhaltet auch eine umfassende Verkehrsstrategie. Das Ziel ist es, die Verwendung von Autos in der Stadt zu reduzieren und damit die Emissionen zu senken. Maßnahmen wie die Erweiterung des öffentlichen Verkehrsnetzes, die Förderung von Elektromobilität und die Einrichtung autofreier Zonen tragen dazu bei, Madrid zu einer fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadt zu machen.
  • Bürgerbeteiligung: Ein entscheidender Aspekt des „Plan Madrid 360“ ist die Einbindung der Bürger:innen in den Umweltschutz. Die Madrider Bevölkerung wird aktiv in alle Projekte mit einbezogen, und ihre Meinungen und Vorschläge fließen in die städtische Planung und Umsetzung ein. Diese partizipative Herangehensweise sorgt für breite Akzeptanz und eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen.
  • Grüne Infrastruktur: Der „Plan Madrid 360“ betont zudem die Bedeutung grüner Infrastrukturen. Dazu gehören nicht nur Projekte wie der grüne Klima-Schutzwall, sondern auch die Schaffung weiterer Grünflächen, Parks und Gärten in der ganzen Stadt. Sie sollen zur Erholung beitragen und gleichzeitig als grüne Lungen fungieren.
  • Nachhaltige Entwicklung: Der Plan berücksichtigt auch wirtschaftliche Aspekte und setzt auf nachhaltige Entwicklung. Er fördert grüne Investitionen und die Schaffung umweltfreundlicher Arbeitsplätze, wodurch die Wirtschaft der Stadt nachhaltig gestärkt wird.
Zweig eines Olivenbaums

 

Ein Modell für die Welt?

Mit dem „Wald der Metropolregion“ setzt Madrid ein bedeutendes Zeichen in Bezug auf die städtische Nachhaltigkeit und den Klimaschutz. Durch die Bepflanzung mit einheimischen Bäumen, die wenig Wasser benötigen und dem Verzicht auf eine aufwändige Parkpflege, zeigt die Stadt, wie Ressourcenschonung in der Praxis umgesetzt werden kann.

Madrids grüne Stadtmauer ist ein inspirierendes Beispiel für Städte weltweit, die nachhaltigere und umweltfreundliche Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität ihrer Bewohner:innen und zur Bekämpfung des Klimawandels suchen.

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